Geschichte

Aus der Geschichte der Volksschule Markt

Alte Chroniken berichten, dass schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Rankweil, dem uralten Gerichtsort, Schule gehalten wurde. Um 1775 sollen unter Lehrer Michl Rheinberger drei Schulklassen im ehemaligen Gerichtsgebäude (heutiges Rathaus) untergebracht gewesen sein. Rheinbergers Musterschule war weitum bekannt und die von der Gemeinde musterhaft eingerichteten Schulzimmer wurden von der vorgesetzten Schulbehörde sehr gelobt. Sein Sohn Franz Josef Rheinberger übernahm im Jahre 1812 die Leitung der von seinem Vater mustergültig geführten Volksschule.

Nachdem die Schülerzahl sich langsam aber stetig vergrößerte, fasste die Gemeinde auf Antrag Josef Rheinbergers unter Bürgermeister und Hechtwirt Franz Mayer im Jahre 1846 den Entschluss, ein neues Schulhaus neben der St.-Peters-Kirche zu bauen. Es war ein zweistöckiges Gebäude mit hellen und geräumigen Zimmern, das den Anforderungen der damaligen Zeit entsprach und für die Bedürfnisse kommender Jahrzehnte genügen sollte. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts stieg die Schülerzahl derart an, dass in einer Klasse durchschnittlich 60 bis 80 Schüler unterrichtet werden mussten.



Über Antrag des damaligen Schulleiters Thomas Knecht (bei alten Bürgern als Thomaslehrer bekannt), der von 1860 bis 1909 an der Schule wirkte, entschloss sich die Gemeinde im Dezember 1898, das Schulhaus durch Auf- und Zubauten so zu vergrößern und instandzusetzen, dass es seinen Zwecken in besserer Weise entsprechen könne. Das Bauvorhaben wurde anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs im Sommer 1899 durchgeführt. Das Schulhaus erhielt ein drittes Stockwerk, einen Turnraum und eine Zentralheizung statt der altfränkischen Kachelöfen.

Da zu jener Zeit die Gemeinde auch für die Einstellung der Lehrpersonen zuständig war, aber mit dem Zuwachs der Schülerzahl nicht Schritt hielt, so waren noch manche Jahre hindurch zwei Schuljahrgänge mit 70 bis 80 Schülern in einer Klasse zusammengefasst. Um 1901 zählte die Volksschule sechs Klassen und zwanzig Jahre später schon zehn Klassen. Ein Klassenraum im dritten Stockwerk diente ab 1921 der Unterbringung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Fortbildungsschule. Der weitere Anstieg der Schülerzahl bedingte im Jahre 1922 schon zwölf Schulzimmer. Die zwei neuen Klassen wurden im benachbarten ehemaligen “Dr.-Frick-Haus” (heute Parkplatz an der Bahnhofstraße) untergebracht. Es war eine Notlösung.

In den Sommerferien 1931 wurden die alten Aborte des Schulhauses durch eine moderne Klosettspülanlage ersetzt. Bei Kriegsende 1945 wurde das Schulhaus von marokkanischen und französischen Besatzungssoldaten beschlagnahmt und in arge Mitleidenschaft gezogen.

Die Innenräume des Hauses mussten gründlich renoviert werden und die Unterrichtserteilung im alten Dr.-Frick-Haus war auch nicht länger zumutbar. So wurden 1946 in “Martes Stickerei” (Nebenschule und spätere ASO) vier Klassenräume, eine Schulküche und ein Schulleiterzimmer eingerichtet. Um das Zustandekommen dieser dringend notwendigen Schulräume hatte sich Bürgermeister August Fröhlich in der schwierigen Nachkriegszeit verdienstvoll eingesetzt. Nun war für einige Jahre wieder die schlimme Raumnot behoben.

Oberschulrat Dir. Karl Linder drängte bei der Gemeinde auf die Errichtung einer Hauptschule, da schon über 40 Schüler aus Rankweil die Hauptschule in Feldkirch besuchten. Nach vieljährigen Bemühungen konnte im Herbst 1960 die neue Hauptschule eingeweiht werden. So hatte sich der Raummangel an der Volksschule durch den Entfall der Oberklassen wieder spürbar gelockert.

In den Sommerferien 1963 wurde die alte Dampfheizung durch eine neuzeitliche Ölheizung und neue Heizkörper in den Klassen ersetzt. In jeder Klasse wurden Waschbecken mit Fließwasser und eine moderne Neonröhrenbeleuchtung installiert. Im Jahre 1964 wurden in allen drei Stockwerken neue Fenster und Türen eingebaut und neuzeitliche Schultafeln angebracht. 1965 wurden die Kloanlagen und Schulgarderoben neu gebaut. 1966 bekamen die Klassenräume, die Gänge, das Stiegenhaus und die Kloräume einen neuen Anstrich. So erhielt das Haus in einigen Jahren, nachdem auch noch neue Fußböden und Vorhänge eingebracht wurden, eine gute und schöne Innenrenovierung.

Das sehr starke Ansteigen der Schülerzahlen in den folgenden Jahren führte zu erneutem Raummangel. Im Schuljahr 1967/68 konnten im zweiten Klassentrakt der Hauptschule vier Volksschulklassen untergebracht werden. Dies durfte auch kein Dauerzustand sein. Im Jahre 1971 wurde die neue Volksschule “Rankweil-Montfort” bezogen und das Gemeindegebiet in zwei Schulsprengel geteilt. Unsere Schule erhielt den Namen “Rankweil-Markt”. Der leidige Schulraummangel an der Volksschule war nun endgültig behoben. In die leer gewordene Nebenschule konnte die Allgemeine Sonderschule einziehen. Die VS Markt erhielt nun erstmals seit ihrem Bestehen ein eigenes Lehrer- und Konferenzzimmer sowie eine Kanzlei für den Schulleiter.

Nachdem seit 1899 an der Außenfassade der Schule nichts mehr getan wurde, waren der Verputz, die Dachuntersicht, das Dach und die Dachrinnen in miserablem Zustand. Trotz jahrelangem wiederholtem Drängen der Schulleitung bei der Gemeinde, das Schulhaus endlich fertig zu renovieren, wurde weiterhin zugewartet. Dank der Initiative des Herrn Bürgermeisters Dr. Thomas Linder, einem Enkel des einstigen “Thomaslehrers”, konnte bei der Planung der Allgemeinen Sonderschule (heutiges Sonderpädagogisches Zentrum) die Fertigsanierung der Volksschule Markt miteinbezogen werden. So wurde im Sommer 1982 das stilistisch schöne Gebäude im Zuge des Neubaues der Allgemeinen Sonderschule in rund viermonatiger Bauzeit, wobei große Unannehmlichkeiten im Unterrichtsbetrieb in Kauf zu nehmen waren,  einer gründlichen Außenrenovierung unterzogen.

Während der alte Turnraum an der VS Markt erhalten werden konnte und künftighin kleineren kulturellen Veranstaltungen zu Verfügung steht (Kultursaal), dient der moderne neue Turnsaal in der Allgemeinen Sonderschule auch den Schüler/innen der VS Markt als Unterrichtsraum für Bewegung und Sport.

Im Sommer des Jahres 2004 wurde das in die Jahre gekommene Schulhaus wiederum saniert. Die Idee des Sanierungskonzeptes war die Erhaltung der historischen Substanz in Kombination mit entsprechenden zeitgenössischen Elementen. Im Äußeren sollte der historische Zustand der Jahrhundertwende wiederhergestellt werden. So wurde das historische Gebäude von überflüssigen Vordächern befreit und in seine ursprüngliche Form rückgeführt. Die Gestaltung der Fassaden folgte durch den Einbau von versprossten Kastenfenstern der Tradition des Gebäudes. Auch die Färbelung war ein wichtiger Beitrag des historischen Erscheinungsbildes.

Im Inneren des Schulhauses wurden die bestehenden Wand- und Deckenstrukturen erhalten und teilweise durch Verstärkungen und Auswechslungen ergänzt. Der Einbau eines Liftes gewährleistet die behindertengerechte Erschließung des gesamten Gebäudes. Durch den Umbau des bestehenden Nebeneinganges entstand ein großzügiges Foyer vor dem Kultursaal.

Quellen:
Abhandlung des ehemaligen Direktors OSR Alfred Fröhlich anlässlich der Generalsanierung im Jahre 1983
Kessler, Lirum larum Löffelstiel, 500 Jahre Grundschule in Rankweil

Fotos: Christoph Simma